Brennhütte am Priesberg
© Enzianbrennerei Grassl / Peter v. Felbert

Historische Einkehr beim Bergbrenner

Erinnerungen an Josef Sunkler, einen Berchtesgadener Holzschnitzer und Bergsteiger des 20. Jahrhunderts

Geboren im Jahr 1867, gestorben im März 1949. Auch die Vorderbrand-Kathi und ein alter Gerer, die sich noch an den Holzschnitzer Josef Sunkler erinnern konnten, leben nicht mehr. Doch noch sind Spuren des „philosophisch abgeklärten Lebenskünstlers“ erhalten. Nicht nur in den bekannten Geschichtsbüchern „Berchtesgaden im Wandel der Zeit“, wo er im Ergänzungsband I unter den Personalien zu finden ist.

Auf der Brennhütte der Enzianbrennerei Grassl am Priesberg findet sich eine der letzten erhaltenen persönlichen Erinnerungen an den Bergfreund. Hier hatte er sich bei einem seiner sicher zahlreichen Besuche mit einer Edelweißschnitzerei in einem Holzbalken verewigt. Warum wir davon ausgehen können, dass Josef Sunkler den Bergbrenner des Öfteren besucht hatte? Nun, laut seiner Tagebücher war er insgesamt 1046 Mal auf dem Jenner. Selbstverständlich zu Fuß, mit dem Bau der Jennerbahn wurde erst 1952 begonnen.

Die mehr als zwanzig Tagebücher übergab Katharina Beer dem Verfasser dieser Zeilen nach einem denkwürdigen Abend im Gasthof Vorderbrand. Ziemlich ramponiert, in kleinster Sütterlin-Schrift geschrieben, sind diese nur schwer zu entziffern. Jedenfalls hat die Vorderbrand-Kathi spät abends am Stammtisch vom Sunkler Josef erzählt, der dort oben Stammgast gewesen war. Kathi, die „Seele vom Vorderbrand“, konnte sich noch gut an den Sonderling erinnern. Der Berggasthof war quasi das Basislager für seine Gipfeltouren, neben dem Jenner bestieg er 235 x den Schneibstein und 141 x das Hohe Brett. Selbstverständlich hatte er sich auch im Gebälk des früheren Matratzenlagers mit einer Schnitzerei verewigt.

270 x war er auf der Kneifelspitze, 121 x am Rauhen Kopf. Dort zog er offensichtlich die Übernachtung im Freien einem Gasthaus vor. Zum Gespött der anderen Bergsteiger nächtigte er wiederholt hinter einem Felsblock im Schutz der Latschen. Dieses Notquartier war folglich als „Sunklers Kanapee“ bekannt.

Wie oft er am Kahlersberg war, ist (noch) nicht dokumentiert. Dass aber auch dieser herrliche Gipfel von ihm mindestens einmal pro Jahr erklommen wurde, davon zeugen die sofort ins Auge fallenden Einträge im damaligen Gipfelbuch (1902-1932). Dieses liegt wohl gehütet im Archiv der DAV-Sektion Berchtesgaden. Josef Sunkler hatte wohl extra seine Holzfarbstifte im Rucksack, um sich besonders kunstvoll zu verewigen.

Wenn Josef Sunkler nicht am Berg war, besuchte er oft seine Mutter in Schellenberg. Ab 1909 nutzte er dafür durchaus die neue Lokalbahn zwischen Salzburg und Berchtesgaden.

Der Blick in die Tagebücher und die Erzählungen legen nahe, dass Josef Sunkler die Berchtesgadener Gipfel weder aus sportlichem Antrieb erklomm noch um Rekorde aufzustellen. Vielmehr müssen sie der Platz gewesen sein, an dem er sich aufgehoben gefühlt hat.

Ursula Wischgoll

Marketing Enzianbrennerei Grassl

Eine Antwort

  1. Eine sehr schöne wahre Geschichte aus Berchtesgaden. Ich kann nachvollziehen, dass er sich dort sehr wohl gefühlt hat.

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