1. "Zeit lassen ..." bei Grassl

Grüß Gott! Wir, die Gebrüder Martin und Florian Beierl  heißen sie herzlich in der Enzianbrennerei Grassl willkommen und  freuen uns, dass sie heute unsere Ausstellung besuchen.

Das Enzianbrennen ist eine der längsten und wichtigsten handwerklichen Traditionen in den Berchtesgaden Alpen.

Wir wünschen ihnen viel Freude – und vergessen Sie dabei nicht unseren jahrzehntealten (aber nie in die Jahre gekommenen) Firmenslogan  „Zeit lassen … Enzian trinken!“

2. So duften unsere Rohstoffe

Gleich zu Beginn finden sie unseren großen Apothekerschrank mit den wichtigsten Rohstoffen für unsere traditionelle Kräuterlikörherstellung. Am Tisch daneben stehen Geruchsproben, sie können gerne daran riechen.

An der Wand sehen Sie ein Bild der Familienunternehmer Florian und Martin Beierl. Bereits seit 1969 verantwortet Familie Beierl erfolgreich das Erbe der Marke Grassl. Mit dem Tod Sylvester Grassls 1960 wurde die direkte Namenslinie beendet.

In den Jahrzehnten danach erwarb die Berchtesgadener Familie Beierl die Traditionsbrennerei schrittweise. Wenn sie in Richtung Brennerei weiterschauen, sehen Sie in der rechten Ecke eine Brennanlage mit einem seltenen Tellerkühler. Hinter dem Stehtisch befindet sich eine Vitrine mit den ältesten Flaschen der Marke Grassl: Meisterwurz, Fürstpropst-Klosterlikör, Wacholder.

3. Herstellung Funtensee Enzian

Der Herstellungsprozess des Funtensee Enzian ist eine Reise, die von den Bergen bis zur Flasche führt.

  1. Wurzeln graben am Berg: Die Wurzeln des Enzians werden sorgfältig von unserem Bergbrenner ausgegraben. Diese Wurzeln sind der erste Schritt in der Herstellung unseres Funtensee Enzian.

  2. Wurzeln hacken am Berg: Anschließend werden die frisch ausgegrabenen Wurzeln direkt am Berg von Hand gehackt, um ihre Aromen freizusetzen.

  3. Brennen am Berg: Die gehackten Wutzeln werden dann vor Ort in der Brennhütte in traditionellen Brennöfen destilliert. Dabei entsteht das Destillat, das den Geschmack und die charakteristischen Aromen des Enzians enthält.

  4. Transport vom Berg: Das Destillat wird vom Berg ins Tal gebracht, wo es in unserer Herstellungsabteilung weiter verarbeitet wird.

  5. Eingelagert in Eschenfässern im Stollen: In der Brennerei angekommen, wird das Destillat in speziellen Eschenholzfässern in einem Stollen eingelagert. Dort reift es über einen Zeitraum von sieben Jahren, während es die Aromen des Holzes aufnimmt.

  6. Veredelung und Abfüllung: Nach der Reifezeit wird das Destillat veredelt und anschließend in Flaschen abgefüllt.   

4. Brennerei

Der Enzian durchläuft zwei Brennvorgänge. Im ersten Schritt wird Rohalkohol gewonnen, um eine Grundlage für die spätere Destillation zu schaffen. Anschließend folgt der Feinbrand. Während dieses Arbeitsschritts wird der Alkohol erneut destilliert, wobei Nebenprodukte abgeschieden werden, um unerwünschte Aromen zu beseitigen und ein reineres Endprodukt zu gewährleisten.

Das Herzstück des Destillats reift danach unterirdisch in Eschenholzfässern.

5. Versand

Grassl ist schon seit langer Zeit im Geschäft und zählt zu den ältesten Spirituosenhändlern in Deutschland. Bereits im Jahr 1860 begannen sie damit, Flaschen per Post zu verschicken. Damit konnten Kunden auch außerhalb ihres direkten Umfelds hochwertige Spirituosen genießen. Heutzutage holt die Deutsche Post jeden Tag Pakete bei Grassl ab und liefert sie an Privatkunden im ganzen Land aus.

 

6. Transportmittel in der Vergangenheit

Unser Esel „Berta“ wurde speziell für den Transport von Wurzeln und Destillaten im Gebirge eingesetzt. Von Natur aus belastbar und ausdauernd, konnte Berta schwere Lasten mit Leichtigkeit tragen. Ihre Geländegängigkeit machte sie im Gebirge sogar einem Pferd überlegen. Darüber hinaus erwies sich Berta als äußerst Kosteneffizient im Vergleich zu anderen Transportmitteln wie Pferden. Weniger Pflege- und Futterbedarf bedeuteten auch weniger Kosten und Aufwand. Dank ihrer Fähigkeit, mit grobem Futter auszukommen, das in bergigen Regionen leicht verfügbar ist, war Berta eine zuverlässige Partnerin für die Transportaufgaben im Gebirge.

Setz dich drauf!

Maximal mit 80 Kg belasten!

7. Herstellung

Unser Betrieb hat sich mit der Zeit natürlich auch immer weiterentwickelt was bedeutet, dass heutzutage  die Herstellung/Abfüllung modernisiert wurde. Die meisten unserer Produkte werden mittlerweile von modernen Abfüllanlagen verarbeitet, doch einige spezielle und traditionelle Produkte werden immer noch von Hand abgefüllt.

8. Enzian

Der blaue Enzian steht ikonenhaft für die unberührte Natur der Alpen. Dieser war damals in Bayern und Österreich sehr beliebt und wurde oft auf Tafelausstattungen wie z.B.  Tellern abgebildet. Heutzutage werden diese Ausstattungen jedoch eher als kitschig angesehen.

Zusätzlich sehen sie einige Fässer auf dem Tisch in denen die Spirituosen abgefüllt werden könnten.

9. Antike Heilpflanze

Die Enzianwurzel wird seit der Antike wegen ihrer Bitterstoffe geschätzt, diese wird in der Medizin verwendet, um Verdauungsprobleme zu behandeln. Ebenfalls ist sie auch ein Bestandteil unseres Enzianlikörs. Dieser Likör wird durch Einweichen der Wurzel in Alkohol hergestellt und hat einen starken, bitteren Geschmack, der ihn zu einer beliebten Spirituose macht. Die Enzianwurzel wird also sowohl in der Medizin als auch in der Likörherstellung verwendet.

10. Die Familie Grassl

Die Grassls waren seit dem frühen 17. Jahrhundert die Besitzer des Untersteiner Wirtshauses und erhielten bereits 1620 die Erlaubnis zur Herstellung von Enzian- und Kranabetbranntwein in ihrer eigenen Brennerei. Franz Seraph Grassl, Sohn des Wirtes von Unterstein, wurde von seinem Vater musikalisch ausgebildet und beherrschte bald sieben Instrumente. Er gründete eine Familienkapelle, die bei verschiedenen Anlässen wie Hochzeiten und Tanzveranstaltungen aufspielte. Grassl unternahm ab 1833 mit seiner Familie Konzertreisen in die nähere Umgebung und später bis nach Wien, Triest, Venedig und Padua. Trotz seines Hauptberufs als Enzianbrenner wurde sein Orchesterrepertoire vielfältig und umfasste Opernpotpourris, heimische Ländler und effektvolle Flötenkonzerte. Ab 1835 geriet Grassl in Konflikt mit den Forstbehörden wegen der Enziangrabrechte. Dies führte 1836 dazu, dass er die Kappelwirtschaft im Markt übernahm und seine Konzertreisen ein Ende fanden.

11. Geschichte der Familie und Firma Grassl

Die Geschichte der Grassl-Familie reicht bis ins Mittelalter zurück. Am 06.11.1387 wurden erstmals Hof- und Erbrechte an Peter Grassl und seine Frau durch Propst Konrad verliehen. Ab dem 17. Jahrhundert war Johann Grassl Besitzer des Wirtshauses „Unterstein“, mit Wirts- und Taferngerechtsamen sowie dem Recht zur Brennerei. Trotz der Verstaatlichung (Säkularisation) 1803 konnte die Familie ihre Rechte weiterhin verteidigen, wobei Franz Grassl 1838 erfolgreich einen Vergleich mit der Krone aushandelte. Die Familie führte die Tradition fort, lebte später abwechselnd in Berchtesgaden und Unterstein und eröffnete 1914 eine Verkaufsstelle im Markt Berchtesgaden. Im Jahr 1960 übernahm Anna Grassl die Enzianbrennerei, fünf Jahre später wurde das Unternehmen in eine GmbH & Co.KG umgewandelt und 1968 in die heutige Betriebsstätte in der Unterau verlegt.

12. Gräfin Irmgard von Sulzbach und die Gründung Berchtesgadens

Dieses Gemälde aus dem 19. Jahrhundert zeigt die klösterliche Gründung Berchtesgadens um 1103 durch Gräfin Irmingard von Sulzbach.

 

13. Herstellungsprozess

Nach uralten Rezepten werden bei uns aus über 50 verschiedenen Kräutern Ansätze komponiert. Diese werden mit landwirtschaftlichem Reinalkohol mazeriert (angesetzt). Dabei entsteht ein hocharomatisches Konzentrat, mit dem die Kräuterliköre vollendet werden.

 

14. Das Wurzelgraben in den Bergen

Das Wurzengrabgebiet der Enzianbrennerei Grassl erstreckt sich vom Roßfeld über das gesamte Nationalparkgebiet bis zur Karlbrunnalm im Pinzgau (Salzburger Land). In Berchtesgaden wird der violette Enzian (gentiana panoica) und der gelb punktierte Enzian (gentiama punctata) sowie die Meisterwurz (peucedanum ostrutium) seit vier Jahrhunderten ausgegraben.

Die Bergwurzeln sind bis zu einem Meter lang und zwei Kilogramm schwer. Es wird nur der obere Wurzelstock ausgegraben und die Grasnarbe wieder sorgfältig geschlossen. Die in der Erde zurückbleibenden Wurzelreste sichern den Fortbestand der Pflanze und treiben im darauffolgenden Jahr wieder aus. Alle 7-15 Jahre kann dann dieselbe Pflanze wieder geerntet werden. Früher galt der Enzian bei den Almbauern als Unkraut auf den Weideflächen.

Die Wurzengraber  sind naturverbundene Menschen, die gerne unter freiem Himmel arbeiten und die Berge lieben. Sie wohnen einige Wochen auf der Brennhütte und lassen die anstrengenden Arbeitstage bei geselligen Hüttenabenden und einem kräftigen Schluck Enzian ausklingen.

 

15. Wie entsteht ein Kräuterlikör?

Seit Uhrzeiten spielen Kräuter und Gewürze eine bedeutende Rolle in unserem Leben, sei es als Arzneimittel, Würzmittel oder Aromastoffe für Getränke. Bei Grassl nutzen wir ausschließlich natürliche Auszüge aus Kräutern wie Enzianwurzeln, Galgantwurzeln, Anissamen, Nelken und vieles mehr für die Kräuterspezialitäten wie Enziankräuter und Enzianbitter.

Die Herstellung beginnt mit der Ansetzung der Kräutermischung in hochprozentigem Alkohol, um die aromatischen Geschmacksstoffe zu extrahieren. Nach etwa zehn Tagen wird das Mazerat auf den gewünschten Alkoholgehalt herabgesetzt. Anschließend erfolgt die Fertigstellung des Kräuterlikörs durch Zugabe von Wasser, Zucker und weiteren Kräuterauszügen in einer bestimmten Reihenfolge. Im hauseigenen Labor wird der trinkfertige Likör auf Alkoholgehalt, Süße und Aussehen geprüft, bevor er gefiltert und in unsere charakteristischen Grassl Rundflaschen abgefüllt wird.

Links können sie auch die Mischbehälter sehen die für diese Prozesse verwendet wurden sehen.

16. In der Enzianwurzel steckt viel Saft und Kraft

Die Enzianwurzel enthält neben viel Stärke auch eine Menge Fruchtzucker, darunter einen arteigenen mehrwertigen Zucker, die „Gentianose“. Diese wandelt sich bei der Gärung zu Alkohol, ist also wichtigste Voraussetzung zur Enzianherstellung. Eine erhebliche Menge an Bitterstoffen ist ebenfalls in den Wurzeln zu finden, hauptsächlich die bitterste bekannte Droge, das „Amarogentin“. In einer Verdünnung von 1:58 Millionen ist Amarogentin noch wahrnehmbar. 

Die Wurzeln werden oft bis zu einem Meter lang. Nicht selten findet man auch Enzianwurzeln in der Stärke eines Unterarms. Zu über 70% besteht die Enzianwurzel aus Wasser, der Rest ist Stärke und Fruchtzucker. Der Zuckergehalt ist so hoch, dass die Wurzelgraber bei Ihrer Arbeit klebrige Hände bekommen. 

Wenn sie jetzt den Gang in Richtung unseres Geschäfts gehen können sehen sie noch einige Bilder und Tafeln an der Wand die sie sich gerne noch anschauen können.

Am Ende des Ganges kommen sie noch in unser eigenes kleines Kino in dem sie sich noch eine kurze Dokumentation über unsere Brennhütten anschauen können.

Nach Ihrem Besuch können Sie gerne unseren Laden erkunden und einige Grassl-Spezialitäten kostenfrei probieren.